Brücke E03: Die Rooomandikk.

Klar, es muss schnell gehen aber nich Husch-Husch. Wenn man sich so nen Schrotthaufen in den Vorgarten stellt, dann muessen Vortschritte gezeigt werden. Egal ob den Nachbarn um weiteres Tiramisu zu sparen oder auch sich selbt um die Motivation hoch zu halten. Nicht zu verachten ist aber bei solch Bauprojekten auch die Zweisamkeit – sieht man ja immer im Fernsehen, wenn sich ein Paar beim normalen Hausbau schon so in die Klotten kriegt, dass ungefaehr auf Höhe des Fussbodenheizungs-Einbaus nicht mehr an einen gemeinsamen Einzug zu denken ist.

Nicht mit mir dachte ich. Erstens wohne ich schon in trauter Zwei- (naja mit Hund auch Zweieinhalb) samkeit und zweitens moechte ich das es auch so bleibt. Also ran an die Brücke und kleine visuelle Akzente setzen, wie man so schoen sagt.

Mal eben die Tuer richtig mokeln und nen 2-Waschbetonplatten-Tritt installieren, damit man die Bruecke vernuenftig betreten kann. Schnell die Dachrinne wenigstens etwas hingedengeln damit es nicht mehr ganz so zerquetscht aussieht, drei bis vier Elektrogenerationen und mindestens drei Kommunikationsgenerationen aus dem Inneren entfernen um zu testen ob die Bruecke auch ohne diese vielen Ueberputzkabel noch feste stehen kann oder ob sie ohne Diese gleich auseinander bricht. Dazu noch gefuehlte 408 Naegel & Schrauben mit viel Kraft, Geschick und Flex aus allen Ecken und Enden der Waende geholt und eine halbe Dose WD-40 an alle irgendwann mal beweglich gewesenen Teile verteilt so das man sich auch mal irgendwo anlehnen kann ohne gleich an einer Blutvergiftung zu sterben. Wenn man jetzt auch in mancher Ecke nen schmierigen Finger bekommt, egal – dafuer richt es ja bekanntlich gut.

Und denn, um dem oben einen druff zu setzen: Gelegtes Erdkabel provisorisch an die Bruecke fuehren und Steckdose und Licht anschliessen. Und ob ihr es glaubt oder nicht – Kabel durchgemessen, neuer Lichtschalter rein, Strom ran und die noch installierte Gluehbirne funktioniert! Scheiss auf LED – Gluebirne rocks!

Ach, und nicht genug – es soll ja romantisch sein, unter dem machen wir es ja nicht: Blumen aufn Tisch, Licht an und die Flex aus – Romandikk pur. Der Fuehling kann kommen, und wir begiessen das ganze mit einem kraeftigen Fruehlingsgewitter

Brücke E02: Die Milch machts.

Nun steht sie da, die Schiffsbrücke und modert nun bei uns weiter vor sich hin. Zwar ist sie aus dem Erdschutt ausgegraben, die Brennholzscheitel um sie sind elimniert doch der Zahn der Zeit nagt weiter und weiter und weiter.

Mit einem Hammer bewaffnet ging es an die rotten Stellen und ich haute einfach mal drauf. Sowas kann ich ja gut: Nicht nachdenken, bloss keine Empathie zeigen, sondern einfach druff. Feste & Ordentlich. Meisstens bröselt es dann immer und selbiges passierte dann auch hier. An den Durchgerotteten Stellen bröselte diverses Zeuch hinter der Blechverkleidung hervor und ich hoerte erst mit dem Hammer auf, als der Broeselfluss versiegte.

Ich dachte ja die Brücke sei aus Stahl, doch scheint auch Anders verbaut zu sein. Die Broesel fuehlen sich eher nach zerriebenem Kalksandstein an als nach verrottetem Stahl. Auch Salzkristalle (oder zunindest etwas aehnliches) sind dabei, diese kommen jedoch als 5-Mark Stueck grosse Brocken aus der Zwischenwand. Das faszinierendste ist jedoch fluessig: Heute morgen schien an einer Stelle Milch ausgelaufen zu sein! Nein, nein, wir waren es nicht – bisher gab es im Umkreis von 5 Meter nur Bier,- niemand trinkt hier Milch und koennte etwas verschuettet haben! Nur was ist das?

Und damit nicht genug mit der Fragerei – auch innen tut sich ein Ding auf, welches ich nicht einzuordnen weiss: Es sieht so aus, wie ein Dampfablasshebel einer Dampfeisenbahn, ein Hebel den man ziehen kann und oben auf dem Dach bewegt sich dann ein Bolzen nach Unten. Hergestellt scheinbar in Kiel und unten rum leider vollkommen verrottet. Da bewegt sich auch mit dem Hammer nix mehr. Egal, das Ding wird schon sehen, was es davon hat hier gelandet zu sein. Mir entkommt da nix. Auch damit wird sich beschaeftigt.

Und selbstverstaendlich nagte an mir die Neugierde, so das ich mich ziemlich schnell auf dem Dach unserer Schiffsbruecke wiederfand. Mit einem meiner groessten Schraubenschluessel ging es dran dieses Ding von Oben zu entdecken – ich musste sehen was da in diesem blassen „Verkehrshut“ drin steckt. Und tatsaechlich – nix anneres als das Fuehrungsrohr fuer diesen Bolzen, der da oben rausragt und zur Zeit nicht bewegt werden kann.

Hmmm …

PS: Wer nicht weiss wie gross nen 5-Mark Stueck ist, der ist so jung, den interessiert das hier wohl eh nicht ; )
PSPS: Firma IBAK in Kiel ist Angefragt, mal gucken ob die sich erinnern koennen.

Brücke E01: Erwachsen sein is scho geil!

Man darf dabei halt nur nicht erwachsen werden. Man kann dann machen was man will & was einem die Eltern nie durchgehen lassen haetten. Jedenfalls denke ich, dass meine Mutter mir bei meiner Verschoenerungsidee fuer ihren Vorgarten nen Vogel gezeigt haette. Und auch sonst haette ich damals, als ich noch nicht Erwachsen war, wohl ausser meinem Opa niemanden gefunden der meine viele Ideen mitmacht. Opa ist tod, dafuer hab ich nu ne Frau – die nich nur viel juenger ist, sondern auch besser aussieht und immer fuer Verschoenerungen der bestimmten Art zu haben ist.

Der Dialog ging in etwa so: „Du da steht ne alte Schiffsbruecke aufm Bauhof. Wollen wir die in den Vorgarten packen?“ – „Oh ja, super. Her damit“ – „Ok, dann sag dem Bauern bescheid, der soll die Hecke mit dem Trecker wegreissen.“

Viel mehr Worte & Ueberzeugungsarbeit brauchte es nur bei den Nachbarn. Mit Tiramisu bewaffnet zog die Frau Reih-um und holte sich von wohlwollendem Nicken bis hin zu kopfschuettelnder Unsicherheit alles ab, was die wortkarge Gefuehlswelt hier in Norddeutschland hergibt. Musste also nur noch die Gemeinde und das Land Niedersachsen zustimmen um das kleine Transportgeraet hier in unsere Strasse zu lassen. Ich bin froh das es damit geklappt hat, denn der Bauer mit dem Trecker war mit dem vernichten der Hecke schneller fertig als das kleine Erlaubnispapier fuer Tieflader & Kran.

Gute zwei Stunden hat es gedauert bis es die alte Schiffsbruecke von ihrem Friedhofsplatz zu uns in die Hecke geschafft hatte. Unter den Augen von einigen Zuschauern flog sie ins Nest und machte es sich bequem. Das Loch in der Hecke schien wie fuer sie gemacht, als ob sie nie irgendwo anders hin wollte, als ob sie schon immer davon getraeumt hat bei uns im Vorgarten zu stehen. Win – Win nennt man sowas, wenn alle Beteiligten ihren Willen kriegen. Die Nachbarn das Tiramisu, die Schiffsbrueck ihre Hecke & wir ne Schiffsbruecke im Vorgarten. Wollt ich immer scho ma haben.

Nun geht es dran die Nachbarn nicht auf Dauer mit dem noch vorhandenen morbiden Scharm zu vergraueln. Viel Arbeitet wartet. Und wenn das alles so flott von der Hand geht, wie das verdammt-verdreckte-scheiss-vier-Stunden-Aufbohren des Tuerschlosses, na dann sollte der Fuenfjahresplan eingehalten werden koennen und wir koennen noch vor Eroeffnung des Berliner Flughafens Schiffstaufe feiern. Und da freuen sich selbst Brummi- & Kranfahrer drauf, denn so nen Bloedsinn scheinen die auch nicht jeden Tag zu machen ;-).