Brücke E02: Die Milch machts.

Nun steht sie da, die Schiffsbrücke und modert nun bei uns weiter vor sich hin. Zwar ist sie aus dem Erdschutt ausgegraben, die Brennholzscheitel um sie sind elimniert doch der Zahn der Zeit nagt weiter und weiter und weiter.

Mit einem Hammer bewaffnet ging es an die rotten Stellen und ich haute einfach mal drauf. Sowas kann ich ja gut: Nicht nachdenken, bloss keine Empathie zeigen, sondern einfach druff. Feste & Ordentlich. Meisstens bröselt es dann immer und selbiges passierte dann auch hier. An den Durchgerotteten Stellen bröselte diverses Zeuch hinter der Blechverkleidung hervor und ich hoerte erst mit dem Hammer auf, als der Broeselfluss versiegte.

Ich dachte ja die Brücke sei aus Stahl, doch scheint auch Anders verbaut zu sein. Die Broesel fuehlen sich eher nach zerriebenem Kalksandstein an als nach verrottetem Stahl. Auch Salzkristalle (oder zunindest etwas aehnliches) sind dabei, diese kommen jedoch als 5-Mark Stueck grosse Brocken aus der Zwischenwand. Das faszinierendste ist jedoch fluessig: Heute morgen schien an einer Stelle Milch ausgelaufen zu sein! Nein, nein, wir waren es nicht – bisher gab es im Umkreis von 5 Meter nur Bier,- niemand trinkt hier Milch und koennte etwas verschuettet haben! Nur was ist das?

Und damit nicht genug mit der Fragerei – auch innen tut sich ein Ding auf, welches ich nicht einzuordnen weiss: Es sieht so aus, wie ein Dampfablasshebel einer Dampfeisenbahn, ein Hebel den man ziehen kann und oben auf dem Dach bewegt sich dann ein Bolzen nach Unten. Hergestellt scheinbar in Kiel und unten rum leider vollkommen verrottet. Da bewegt sich auch mit dem Hammer nix mehr. Egal, das Ding wird schon sehen, was es davon hat hier gelandet zu sein. Mir entkommt da nix. Auch damit wird sich beschaeftigt.

Und selbstverstaendlich nagte an mir die Neugierde, so das ich mich ziemlich schnell auf dem Dach unserer Schiffsbruecke wiederfand. Mit einem meiner groessten Schraubenschluessel ging es dran dieses Ding von Oben zu entdecken – ich musste sehen was da in diesem blassen „Verkehrshut“ drin steckt. Und tatsaechlich – nix anneres als das Fuehrungsrohr fuer diesen Bolzen, der da oben rausragt und zur Zeit nicht bewegt werden kann.

Hmmm …

PS: Wer nicht weiss wie gross nen 5-Mark Stueck ist, der ist so jung, den interessiert das hier wohl eh nicht ; )
PSPS: Firma IBAK in Kiel ist Angefragt, mal gucken ob die sich erinnern koennen.

Brücke E01: Erwachsen sein is scho geil!

Man darf dabei halt nur nicht erwachsen werden. Man kann dann machen was man will & was einem die Eltern nie durchgehen lassen haetten. Jedenfalls denke ich, dass meine Mutter mir bei meiner Verschoenerungsidee fuer ihren Vorgarten nen Vogel gezeigt haette. Und auch sonst haette ich damals, als ich noch nicht Erwachsen war, wohl ausser meinem Opa niemanden gefunden der meine viele Ideen mitmacht. Opa ist tod, dafuer hab ich nu ne Frau – die nich nur viel juenger ist, sondern auch besser aussieht und immer fuer Verschoenerungen der bestimmten Art zu haben ist.

Der Dialog ging in etwa so: „Du da steht ne alte Schiffsbruecke aufm Bauhof. Wollen wir die in den Vorgarten packen?“ – „Oh ja, super. Her damit“ – „Ok, dann sag dem Bauern bescheid, der soll die Hecke mit dem Trecker wegreissen.“

Viel mehr Worte & Ueberzeugungsarbeit brauchte es nur bei den Nachbarn. Mit Tiramisu bewaffnet zog die Frau Reih-um und holte sich von wohlwollendem Nicken bis hin zu kopfschuettelnder Unsicherheit alles ab, was die wortkarge Gefuehlswelt hier in Norddeutschland hergibt. Musste also nur noch die Gemeinde und das Land Niedersachsen zustimmen um das kleine Transportgeraet hier in unsere Strasse zu lassen. Ich bin froh das es damit geklappt hat, denn der Bauer mit dem Trecker war mit dem vernichten der Hecke schneller fertig als das kleine Erlaubnispapier fuer Tieflader & Kran.

Gute zwei Stunden hat es gedauert bis es die alte Schiffsbruecke von ihrem Friedhofsplatz zu uns in die Hecke geschafft hatte. Unter den Augen von einigen Zuschauern flog sie ins Nest und machte es sich bequem. Das Loch in der Hecke schien wie fuer sie gemacht, als ob sie nie irgendwo anders hin wollte, als ob sie schon immer davon getraeumt hat bei uns im Vorgarten zu stehen. Win – Win nennt man sowas, wenn alle Beteiligten ihren Willen kriegen. Die Nachbarn das Tiramisu, die Schiffsbrueck ihre Hecke & wir ne Schiffsbruecke im Vorgarten. Wollt ich immer scho ma haben.

Nun geht es dran die Nachbarn nicht auf Dauer mit dem noch vorhandenen morbiden Scharm zu vergraueln. Viel Arbeitet wartet. Und wenn das alles so flott von der Hand geht, wie das verdammt-verdreckte-scheiss-vier-Stunden-Aufbohren des Tuerschlosses, na dann sollte der Fuenfjahresplan eingehalten werden koennen und wir koennen noch vor Eroeffnung des Berliner Flughafens Schiffstaufe feiern. Und da freuen sich selbst Brummi- & Kranfahrer drauf, denn so nen Bloedsinn scheinen die auch nicht jeden Tag zu machen ;-).