Brücke E11: Innere Regeneration.

Ich schrieb ja schon das man in der Brücke nach dem Fegen gut hätte Bier trinken können. Aber ich hatte das Ausmissten angefangen also mußte es auch innen weiter gehen.

„Alles muß raus“. Naja, fast. Ging schneller als beim Sonerverkauf ;-)

Zusammengefasst gesagt war es ziemlich einfach: Nach dem Rausreissen der alten Dämmung und teilweise Neuaufbau der Holzstützkonstrunktion gab es neue Elektrik: Meine eigene Vorgabe: Alles „Unterputz“. Die vorgefundenen, verschiedenen Generationen von Aufputzschaltern und Steckdosen fand ich nicht wirklich schön. Danach neue Dämmung, Feuchtigkeitssperre, Holzverblendung und dann Blendplatten mit Randleisten und fertig.

Das einzig Aufwändigen waren die andauernden Kontrollbesuche von Kuddel. Der mußte ja immer alles prüfen, in jeder Ecke doppelt schnüffeln und hatte dann manches Mal auch noch seine eigene Meinung welche Ecke schon fertig ist oder nicht ;-)

Kontrollbesuch vom „heimlichen“ Chef.

Ich glaub die Elektroverkabelung war ihm noch fast egal. Dabei hab ich ne ganze Ecke Meter Kabel verbaut und durch die Wände gezogen. Die eigentliche Arbeit war aber nicht das ziehen der Kabel selbst, sondern der Blick fürs Ganze dabei: Mehrfach musste ich den Plan und die Doku ändern oder zumindest neu überdenken und selbst noch mal nachvollziehen. Die sollten endlich unterschiedliche Farben an Stromkabeln verkaufen. Wäre ja viel einfacher und macht man bei einzelnen Adern ja auch. Man ey.

80/20 – 80 Tuben Bauschaum für 20 Löcher ;-)

Zwischendurch traf ich natürlich immer wieder auf Ecken die praxisnah bearbeitet werden mußten. Ist selbst für mich kein Fuschen wenn da Löcher mit Bauschaum ausgefüllt wurden. Die Brücke ist ca 65 Jahre alt und soll noch ein paar Jahre halten. Doch ich will keine Detaildoktorarbeit drauss machen. Genauso wie bei den äußeren Reperaturen der Blechlöcher musste ich auch innen manches mal etwas pragmatischer handeln. Sowieso gab/gibt es Ecken, da konnte ich Baubedingt eh nix machen. Es ist das alte 80 – 20 Prinzip. Mit 20% Aufwand 80% der Aufgaben erledigen.

Neue Isolierung, schön rein damit – Prickelt so schön in die Bauchnabel…

Nach dem „Rohbau“, dem Füllen von Löchern, Reparatur von Holzbalken oder gar dem kompletten Austausch einzelner Teile ging es an die neue Dämmung. Bis auf das VOR der Haustür Klamotten-Ausziehen und das doppelt Duschen eine ganz einfache und zügige Tätigkeit.

Dampfsperre muß sein. Nichts hörte ich so häufig, wie diesen Hinweis!

Danach kommt die Dampfsperre und dann teilweise eine neue Holzverkleidung. Nur die oberen beiden Bohlen waren noch nicht angegammelt, darunter setzte ich einfach Bretter mit Nut und Feder. Zwar ganz leicht dünner als die Ursprungsbohlen, aber .. ich erwähnte es … 80/20.

Und darunter waren irgendwo Kabel die wieder raus wollten…

Der Trick bei der ganzen Sache: Merken wo die Steckdosen/Schalter hinsollen und wo die Kabel dazu sind! Ich malte mir dazu die Postionen auf die Holzverkleidung und fixierte die Kabel irgendwie so, das ich nachher vom Steckdosen/Schalterloch mit relativ wenig Aufwand ran komme.

Warum ich nicht gleich Löcher gebohrt habe und die Kabel schon durchgezogen? Weil über diese Holzverkleidung ja später noch weisse Blendplatten – wie vorher auch – kommen. Die wollte ich erst im angebauten Zustand bohren und auch die Löcher im dicken Holz passgenau haben.

Endlich wieder ganz dicht. Schönes Gefühl.

Eigentlich war ja nur die eine Seite geplant – da wo die Froo immer malen wird .. aber naja .. auch 80% sind variabel und so wurde auch im anderen „Raum“ der Brücke Wandteile komplett neu aufgebaut.

Die Schränke rechts/links sind WIRKLICH fest eingebaut, da war kein Rankommen.

Bis zu dem Punkt war ich relativ entspannt. Erst wenn es um Themen geht die nachher im Sichtfeld des Benutzers bleiben, dann werde ich nervös. Da muß es ja gut aussehen … und dazu bin ich viel zu viel Fuscher ;-)

Ein gerade Fußboden auf dem Möbel nicht gleich wegrollen war das Ziel…

Ein dickes und welliges Ding war der Fussboden: Im linken Raum mit halb verrotteten Holzielen ausgelegt, der teilweise an mehrern Stellen mit Beton! ausgegossen war und im rechten Raum irgendwann mal Bohlen mit einer Siebdruckplatte versehen. Es war wichtig den Boden nicht allzusehr hoch zu setzen, denn nach oben hin gab es ja nicht viel Stehhöhe in der Brücke. Ich versuchte also wieder 80/20. Beton an den höchsten Punkten etwas weggeschlagen, dafür die noch gut aussehende Siebdruckplatte drin gelassen.

Zum Ausgleichen der Unebenheiten verwendete ich sog. Trockenestrich. Sehr fein zu verarbeitendes Zeug: Einfach Sack aufmachen, hinschütten, fertig. Ok, mit der Wasserwaage etwas hinmokeln und die Gipskartonplatten oben druff. Das ganze sind Gipskartonplatten für den Fussboden mit sehr breiter Nut und Feder. Ich habe sie untereinader etwas verschraubt.

… was erreicht wurde. Und zwischendurch Heizung angebaut.
Neue Gammelecke, neues Glück.

Klar, das ich beim verlegen der Platten meinen Blick auch mal in Ecken blicken musste, die ich vorher noch nicht so genau betrachtet hatte. Also wie so häufig bei der Brücke: Aktuellen Arbeitsplan unterbrechen und sich um die Stelle kümmern. Manchmal ist es ein Wandbrett welches so vergammelt ist das es einfach runterfällt, wenn ich es berühre oder es sind Leisten die einfach etwas Zuneigung und Leim benötigen um wieder gut auszusehen. Immer wiederzeigen sich Ecken und Löcher mit neuen Aufgaben. Das Ding muß wirklich eine bewegte Geschichte hinter sich haben!

Etwas Leim, Zuneigung und Zwang: Wieder wie Neu.

Neben den Arbeiten war endlich Platz den geplanten Fussbodenbelag in die Brücke zum aktimatisieren zu holen. Der stand mir dann zwar noch einige Male im Weg, tja, aber was soll man machen ;-)

Ab diesem Moment gab es übrigens Hausschuh- oder Sockenpflicht. Strassenschuhe waren nicht mehr zugelassen – nur Kuddel, der hielt sich irgendwie nie dran ;)

Mehr blaue Flecken am Zeh als Schnittverletzungen: Fussbodenpackete mitten im Raum.

Im Anschluss machte ich mich an die weissen Verkleidungsplatten. MDF in 5mm, weiss beschichtet. Ich hatte ein paar riesige Platten die nun in passende Stücke „geschnitzt“ werden mußten. Teilweise rund um die Fenster wirklich eine Kleinteilearbeit und insgesamt die Aufgabe alle Flächen in ganzen Stücken zu beplanken und das maximale aus den gekauften Platten rauszuholen. Fast hätte ich nen Cutlist-Genertor benutzt, aber ich habs dann mit dem Kopf denke ich auch ziemlich optimal hinbekommen.

Stückelwerk neben und über den festern.

Auch hier häufiger der Moment: „Ach die Platte geht noch, die lasse ich.“ Dann das Nachbarblendenstück neu gemacht, „…ähh nee, so sieht das auch doof aus, die mache ich dann doch neu“. Am Ende konnte ich mich mit mir selbst darauf verständigen wenigstens die Deckenplatten zu lassen wie sie sind. Alle anderen Blenden wurden ausgetauscht.

Joa, ein paar Kabel sind zusammengekommen.

Irgendwann durfte ich ran, die Platten auch wieder kaputt zu machen ;) Die Löcher für Steckdosen und Schalter mußten rein. Dazu auch das etwas größere Loch für den Sicherungskasen. Der hatte natürlich die ganze Zeit seine eigenen Herausforderungen: Auch der sollte natürlich Unterputz verwirklicht werden, doch war das mit den vorgegebenen „Wand“massen nicht ganz so einfach einen passenden Kasten zu finden. Es hat dann aber irgendwann geklappt Anzahl der ankommenden Leitungen, Anzahl Sicherungen und „Wand“maße unter einen Hut zu bringen.

Schablone auf 1:1 Modell. Manche Dinge muß ich vorher ausprobieren.

Auf der oben gezeigten Fensterseite gab es eine Besonderheit. In die Ecke soll später eine Kücheneckbank und diese soll direkt an der Wand stehen. Durch die geringe Fensterhöhe gibt es keinen Platz zwischen oberem Lehnenende und der Fensterbank. Aus diesem Grund wird die Fensterbank selber zum Schaltpult. Ist auch mir klar, das Steckdosen/Schalter nach oben nicht die beste Lösung ist, aber leider geht es dort nicht anders – Zumindest fiel mir auch nach hartem Kopfzerbrechen nichts besseres ein.

1:1 Modell an Ort und Platz. Rechts etwas zu kurz ;)

Die Fensterbank wurde am Ende aus einer Buche-Leimholzplatte erstellt. Dafür baute ich als erstes eine kleine Schablone für die verschiedenen Ausschnitte, die bezüglich der Fenster notwendig waren. Dazu nahm ich ein Reststücke der dünnen MDF Platten und klebte sie wie benötigt vor Ort zusammen. Dann konnte ich diese Schablone nutzen um die wichtigsten Maße auf mein 1:1 Modell aus einer noch rumliegenden Regalwand zu übertragen. Damit konnte ich die Passgenauigkeit so lange anpassen bis es wirklich zufriedenstellen sitze. Danach fertigte ich mit diesem Vormodell die wirkliche Fensterbank. Geil, die sass auf den „ersten Versuch“ perfekt.

Sitzt, wackelt nicht, und macht froh.

Und wo ich gerade bei Fensterbank war, fuschte ich auch gleich noch eine Kleine für ein Seitenfenster hin. Das Ding war nicht weiter wild und schnell ohne Schablone hergestellt.

Die Überarbeitung des FensterHochSchiebMechanismuss war viel spannender als der Bau der Fensterbank ;)

Vor Einbau der Steckdosen und Anschluß der Elektrik blieben noch die Blendleisten. Hier musste ich nicht alle austauschen und selbst um unterschiedliche Farbgebung zum Original musste ich mir keine Sorgen machen. Die Froo will die Leisten später komplett im schon vorgestellten Taubenblau streichen. Also in teilweise fieser, kleiner Stückelarbeit viele teuere Zierleisten verbaut. Wie immer bei mir: Ich hatte mir ne ordentliche Auswahl ein kleinen Leisten zugelegt damit die Arbeit nicht irgendwann stockt. Klar das ich nun immer noch nen gewissen Satz an Zierleisten habe… wahrscheinlich sind die irgendwann so verzogen, das sie im Ofen landen… teures Feuerholz. Aber naja, soweit ist es noch nicht.

Der spätere Malraum: Joa, wird was.

Im anderen Raum sah es noch nicht so gut aus. Da gab es noch das einzige kaputte Fenster an der Brücke. Das musste ausgetauscht werden – wieder mal etwas ganz neues für mich: Glaser spielen.

Die einzige Erfahrung, die ich mit Fensterscheiben hatte war das wieder-einsetzen einer der großen Scheiben der Brücke. Als ich Diese vorfand stand eine Scheibe IN der Brücke, und das Einlassgummi lag daneben. Ich glaub ja das irgendwer mal in die Schiffsbrücke wollte, aber genausowenig wie wir einen Schlüssel hatte ;-) Wenigstens haben die das damals echt fein gemacht: Die Scheibe war heile und ordentlich abgestellt. Wäre eine solche Scheibe kaputt gewesen wäre das sicherlich nicht so günstig gewesen eine Neue zu bekommen. Die kleine, kaputte Scheibe war dagegen günstig beim naheliegenden Glaser zu bekommen.

Wir stiegen übrigens die erste Zeit immer über dies fehlende Fenster in die Brücke ein. Es war am Anfang ein etwas größerer Akt die beiden Türen auf zu bekommen ohne die Türen zu beschädigen. Die waren wie gesagt abgeschlossen – und Schlüssel gab es nicht. Soweit ich mich erinnere lag nach der Öffnung ein großes Repertoir an genutztem Werkzeug und 5 abgebrochene Bohrer neben der Tür.

Blut kann ich!

Die alte Scheibe musste vor dem Einsetzen der Neuen raus, möglichst ohne allzuviel Blut zu verlieren. Danach dann die Neue irgendwie reinsiffen. Sika aus der Tube macht es möglich. Ich glaub ich hatte mal gehört ich soll Acryl nehmen, denn das kann man ggf. Überstreichen wenn man will, und die Froo will ja später alles Taubenblau – ich sag euch: grau ;-) – streichen. Also doch kein Sika, sondern Acryl genommen.

Scheibe einsetzen kann ich nicht so.

Nachdem die Scheibe drin war gab es nen großes Grinsen. Hach, man konnte die Fenster schliessen und mit der zwischendurch irgendwann angebrachten E-Heizung konnte man tatsächlich mal Raumwärme erzeugen. Hach, fein.

Durchreiche: Eines der etwas verrotteten Ecken.

Is schon klar, das unter dem Fenster das nächste Moloch wartete. Die Brücke wurde in Ihrem Leben ja mal als Kassenhäuschen genutzt und so gab es dort an diesem kaputten Fenster eine alte Gelddurchreiche. Außen legt man Geld rein, der Mensch innen legt Eintrttskarten innen in den zweiten Halbkreis und dann schnell am schweren Mechanismuss gedrückt und schon ist Geld innen und Eintrittskarten draußen.

Der Mechanismuss ist vollkommen intakt – und wartet nun gut verpackt auf eine Idee, die mir irgendwann mal einfallen wird. Der Holzkasten jedoch war 80% Totalschaden. Insbesondere an der Außenseite komplett verrottet.

Mancher nennt es Patina, ich sag: Verrottet.

Ich entschloss mich die Optik des eingesetzten Kastens zu bewahren und anstatt der Durchreiche eine Schublade von innen einzubauen. Kleinteile hat die Froo immer dache ich bei mir, das wird sie schon freuen, wenn da ne Schublade ist. Hat sie auch, glück gehabt, war nicht abgesprochen ;-)

Außenseite komplett neu, innen wird trotz gutem Materialerhalt gesägt.

Natürlich gab es auch dort eine Neue Platte / Fensterbank / Außentisch. Man kann es nennen wie man mag, die Optik der nach außen gehenden „Fensterbank“ blieb erhalten und ist bereit wieder zu vergammeln ;-) Glücklichweise ist die Seite sehr von Hecke und Weinpflanze geschützt, ich hoffe auf ein paar Jahre Lebenszeit der Platte.

Fast Wohntauglich. Küchenzeile und Essstehtisch.

Und wo ich gerade in der Ecke war. Weitere Arbeitsplatte als Waschtisch auf das bestehende, SEHR FEST eingebaute Regal und eine günstige Spüle rein. Dann auch auf der Seite die weißen MDF Blendplatten an die restaurierte Wandseite und gut ist.

Auch der zweite Raum wird ansehnlich.

Der geneigte Leser hat schon bemerkt, das es bis hierhin ne ganze Ecke an Arbeit war. Doch als ich die ersten Steckdosen in die Blendplatten eingelassen hatte und mich so mit den überall gleichmäßig aussehenden Fensterbänken/Arbeitsplatten umguckte, da fiel jeder Arbeitsstress von mir. 80/20 hat zu einem guten Ergebnis geführt, und die eigene Vorgabe „es nicht mit den Ausgaben zu übertreiben“ hat fast hingehauen ;) Zumindest war ich echt begeistert was man insbesondere mit den gleichen Arbeitsplatten in allen Ecken doch für einen schönen optischen Effekt erreichen kann.

Klar, das Gesamtbild macht es. Die Arbeitsplatten selbst hätten noch nicht den Effekt, wie jetzt – doch ich glaube schon, das man unter dem biertrinkenden Volk mit neuen Arbeitsplatten doch schon von „schön erhaltener Grundsubstanz“ gesprochen hätte.

Das Bier hätte man ja gut und umfallsicher abstellen können,… Watt will man Meer?

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