Der Fernsehturm Liebt Den Mond

Doch der Mond verhält sich komisch.
Denn er ist so verliebt in die Sonne.
Er läuft ihr immer hinterher.
Und der Fernsehturm ist traurig.
Und der Mond ist melancholisch.

Sie werden nicht zusammenkommen.
Niemals zusammenkommen.
Wie zwei Schienen,
dieser stillgelegten Strecke,
ganz weit draußen.
Niemals zusammenkommen.
Beieinander.
Aber nicht zusammenkommen.

Der Fernsehturm liebt den Mond.
Und der Mond liebt die Sonne.
Und die Sonne ist gelangweilt.
Fühlt sich falsch in dem System.
Und der Fernsehturm ist so, so müde,
Will den Mond auch nicht mehr sehen.
Und die Sterne wollen trösten
und sie fragen:
Kann nicht alles sein wie früher?

Sie werden nicht zusammenkommen.
Niemals zusammenkommen.
Wie zwei Schienen,
dieser stillgelegten Strecke,
ganz weit draußen.
Niemals zusammenkommen.
Beieinander.
Wie zwei Schienen dieses längst vergessenen Gleises.

Der Fernsehturm liebt den Mond.
Und der Mond liebt die Sonne.
Und die Sonne will nur weg hier.
Und die Sternen wollen nur,
dass alles wird wie früher,
dass alles wird wie früher.
Auch früher war es gut.
War es so wie früher?
Kann es denn nicht bitte so sein wie früher?

Sie werde nicht zusammenkommen.
Niemals zusammenkommen.

Und in einer sternenklaren Nacht,
in der keiner schlafen kann,
nimmt der Mond seinen Hut,
seinen ganzen Mut zusammen.
Nur eine leise Frage,
am Ende die bleibt:
Können wir nicht bitte Freunde bleiben?
Können wir nicht Freunde bleiben?

Marcus Wiebusch, Albumtipp „Konfetti“, wenn dann direkt koofen – natürlich als Vinyl.
Gönnt euch euer Leben.

Die Saison ist tod – es lebe die Saison!

Hallo, noch wer da?

Man merkt es wird kalt draussen. Der erste Vinylberg, der sich über den Sommer angesammelt hat ist durchgehört. Das Plattenwaschen erreicht einen gewissen Grad an Routine und auch meine Sammlung auf Discogs wächst wie mein Wunsch nach noch mehr Platten stetig. Selbst hier auf lieblos gesellt sich dieser Text geschmeidig an alte Vinyleinträge, denn neben den Platten gibt es nicht mehr viel zu sagen. Die Welt ist schlecht und bleibt es auch – daran lässt sich nichts rütteln, und darüber wollten wir hier kein Wort mehr verlieren. Da es im übrigen auch keine Sau interessiert, dass es mir besser geht als sich manch einer Wünscht – auch, wenn ich dem Leben in dieser unseren Gesellschaft außer meiner Frau (*) noch immer keinen Sinn abringen konnte – bleibt für hier auf meinem roten Sofa nur der Genuss am analogen Klang und für euch meine Lieben, die Ergüsse über diesen.

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Über das Jahr hat sich nebenbei Bemerkt nicht nur die Plattensammlung erweitert, es ist auch ein alter Plattendreher hinzu gekommen. Abgewrackt & günstig vom Flohmarkt ergattert, mit einem neuen Antriebsriemen versehen und seitdem als Plattenwaschmaschine im Einsatz – ein bisschen Effizienz muss auch beim Plattenhören sein ;-) – während die eine Platte ihren Dienst tut, liegt die andere Scheibe auf dem Entspannungsdreher zur Plattiküre – ein wenig Feuchtigkeitslotion und Bürsteneinsatz verleitet auch den eingesautesten Vertretern der Scheibengesellschaft wieder zu angenehmer Spielkunst.

Und so geht es eben weiter auf der Suche nach dem Genuss und schlechter Musik, nach abgegrabbelten Plattencovern und versteckten Schätzen, nach Dingen die manch ein Fazebookjünger niemals in seinem Leben gekannt hat und wahrscheinlich auch nie erkennen wird. Und wenn ihr die Erde auf der ihr steht auch nicht anhalten könnt, ihr könnt immer oben stehen – immer bestimmen wie es sich weiter dreht – denn nur Ihr seid die Hauptrolle in eurem Leben und nicht die Hundertzweiundvierzig Mails mit denen sich die Welt retten lassen, wie so manch einer besingt. Also los, sucht euch euren Genuss und bleibt weiterhin die liebevollsten Leser im Netz.

Und während sich die Scheiben bei mir vor sich hin drehen such ich mal ein paar Schätze für Euch raus, denn wer weiss schon ob Ihr nicht vielleicht auch das Plattendrehen (lassen (nänäänäähhäää)) für euch entdeckt …

Kleine Wunschzettelerweiterung.

Meinen Wunschzettel hier auf lieblos.de kennt jawohl jeder! Und nun, nach dem Anbruch des Vinylzeitalters gibt es natürlich auch eine Liste von schwarzen, runden Scheiben die sich bei uns in den Regalen sicherlich sehr wohl fühlen würden – und mir dazu noch wirklichen Ohrenschmaus bereiten.

Für die, die nicht ganz so fit sind: Neue Schallplatten kann man gut auf jpc koofen, gebrauchte gibt es direkt bei discogs, wo ich auch meine Wunschliste pflege (dort kann jeder seine gebrauchten Platten anbieten) oder bei zB recordsale. Faszinierenderweise gibt es aber auch sicherlich lokale Plattenläden bei denen man kaufen kann – klingt komisch, gibt es aber tatsächlich immer noch, oder wieder ;-). Beim Kauf von gebrauchten Platten drauf achten, dass sie einen Zustand von Near Mint (NM) oder mindestens Very Good+ (VG+) haben. Alles darunter kann schon deutliche Kratzer oder andere höreinschränkende Fehler haben (Also Very Good (ohne +), Good +, Good, Fair, Poor).

Natürlich findet man neue Schallplatten auch beim lokalen, roten „ich bin doch nicht blöd“ Markt – das meisst zu erstaunlich guten Preisen und tatsächlich auch manches mal günstiger als bei oben genanntem Versandhandel. Auch Amaz*n führt Schallplatten, da muss man aber genau auf die Medienangabe achten, ansonsten hat man schnell eine CD anstatt Schallplatte gekooft, finde aber die Preise dort meisst zu hoch. Alles was ca. ab dem Jahr 2000 erschienen ist bekommt man sicherlich als Neuware, alles davor muss man sicherlich gebraucht besorgen. Kann aber natürlich auch komplett anders sein, man weiss ja nie so genau.

[update 19. November 2013]
Wer Geschenke kaufen für sich selbst zum Erlebnis machen will geht in den nächsten Gebraucht-Plattenladen. Selbst in Bremerhaven gibt es einen Solchen – immer noch schräg gegenüber vom Hauptbahnhof. Selbst meine Eltern haben ihn gefunden, und ich sage euch: Eine Platte, vom Schenker selbst erstöbert: Das ist das grösste Geschenk, welches ihr mir machen könnt (ausser vielleicht beim Beberich-Frühjahrsputz zu helfen ;-)
[/update]

Meine Liste findet ihr auf Discogs: http://www.discogs.com/wantlist?user=bebvinyl

Vielleicht habt ihr ja auch ganz andere Platten auf dem Speicher stehen? Über die Ein oder Andere aus einem solchen Privatbestand freue ich mich sicherlich auch sehr. Bisher stellt sich ja immer wieder raus, dass auf Schallplatte auch Musik in meinen Ohren als Gold erklingt, die ich vorher niemals auf meiner innerlichen Liste hatte! – Vielleicht ist das sogar noch schöner: Altes neu entdecken, den Horizont erweitern und dem Klang lauschen.

Also: Seid lieb zu mir! Ein freundlicher Dackelblick ist garantiert! ;)

Warum gerade Vinyl? MP3 ist doch viel einfacher!

Die Kurzfassung findest unten in der Fusszeile und ist seit jeher das Leitmotiv dieser Seiten und schon ewig die Grundlage meines Seins.

Binde dich fuer den Moment.

Und auch die längere Ausführung bringt uns immer wieder zurück zu dieser Einstellung. Einzig und alleine kann man die Einbindung, eben dieses Genusses und der ausgeführten Leidschaft, in das Alltagsleben beschreiben:

Um uns rum fliegen die Daten immer schneller / noch mal eben schnell in den Supermarkt und etwas zu Essen besorgen / hab jetzt schon 2 Terrabyte an MP3s zusammen – was, nur 2 TB? Ich hab ja schon 4 Petabyte! / Mal eben schnell nach München fliegen um den Chef zu beglücken / können sie mich bitte vorlassen, denn ich habe es heute sehr eilig / beiläufig beim lieblos.de lesen Musik laufen lassen / mal eben schnell mit dem Handy nach Mails gucken / und so weiter … und noch mal so weiter aber dafür doppelt so schnell.

Eben das will ich nicht! Egal was mir die Welt da hinten und dort vorne vormachen will. Ich versuche mein Leben genussvoller und bewusster zu gestalten. Versuche Dinge nicht mehr husch husch – oder wie die beste Mama es früher sagte: Mit halbem Arsch zu machen – sondern eben bewusst und mit entsprechender Zeit und doppeltem Genuss – manchmal sogar fünffachem! Freilich bin ich da noch nicht vollkommen (aber wirklich nur dort nicht ;) und auch mir huschen noch Dinge in meinem Leben vorbei – ganz ohne nebenbei und husch husch wird es wohl nie gehen. Doch man muss dem husch husch Einhalt gebieten! Ihn ihm Zaum halten und die Genussmomente ausbauen, egal was die einem da hinter dem Zaun vorleben wollen. Und so kaufe ich mein Fleisch bewusst und in Ruhe beim Fleischer, geniesse Wartezeiten wenn möglich mit einem Lächeln in der Sonne, erlebe den Wind und das langsame Vorankommen beim Segeln als Genuss und möchte eben auch die Musik zu einem eben solchen Genuss machen. Kein schnelles Fastfood und nebenbei nur die Hälfte hören, sondern eben Leidenschaft für für den Moment entwickeln: Hegen & Pflegen, Putzen & Waschen, Suchen & Stöbern, Lieben & Hassen, Halten & Streicheln, Auflegen & Hören, Einschlafen & Träumen. All das kann Musik hören bedeuten und ist für mich ein Genuss.

Wenn die Platte sich dreht, ich auf meinem Sofa sitze mein Kopf langsam auf die Sofalehne sinkt und sich meine Augen schliessen; dann werden plötzlich die Instrumente vor mir aufgebaut und der Musiker steht förmlich vor meinem Sofa. Der Moment wird zum Genuss und die Bindung bricht erst wieder wenn ich am Ende der Darbietung das leichte Knacken der Endrille vernehme. Und je länger die Nadel schon in der Endrille verweilt bevor ich diese wahrnehme, desto grandioser war der Genuss!

Digitale Musik nebenbei wird es auch weiterhin bei mir geben, genauso wie mal eben eine Mail schreiben & mal kurz noch einen Termin wahrnehmen. Doch dies husch husch darf nicht wachsen, darf nicht grösser werden, auch ich muss es an die Leine nehmen!

Und nein, ich höre Musik nicht von Schallplatte weil sie dort einen besseren Klang hat als von CD oder einem anderen digitalen Medium. Das mag ich unter bestimmten Voraussetzungen zwar glauben, doch interessiert es mich nicht wirklich. Ich benötige für die Leidenschaft zur Musik eine grundsolide Musikqualität, genauso wie ich fürs Segeln ein grundsolides Boot benötige. Die wirklich Leidenschaft entsteht aus der Art wie man die Dinge angeht.

Von Null auf Plattensammlung in 2 Stunden!

Schon länger geistert mir durch den Kopf wieder einen Plattenspieler anzuschaffen und seit dem letzten Geburstag von Herrn K aus Selbigem, kreisen die Gedanken wieder mit vollen Touren und ich erwische mich immer wieder beim rumwuseln auf einschlägigen Webseiten auf denen man Plattendreher und Zubehör erstehen kann. Es ist einfach zu schön, so ne Platte aus dem Stapel raussuchen, sie liebevoll herauszunehmen um dann ganz häufig „Jugenderinnerungen“ hörbar zu machen. Zwischen dem ewigen Suchen nach einem passenden Plattenspieler zieht es mich auch immer wieder zu den eigentlich runden Scheiben. Auch die müssen ja beschafft werden, wenn es denn soweit ist. So kam es, dass ich an einem Nachmittag wieder mal auf einer nicht näher genannten Kleinanzeigenbörse unterwegs war und folgendes Angebot fand: „Ca. 2300 Schalplatten fuer 125,- Euro, etwas südlich von Schleswig. Davon ca. 500 Maxisingles, 300 Kinderplatten. Kein Schlager und kein Hard-Rock.“ Erst dachte ich: „Jau, los!“, doch dann überschlug ich kurz im Kopfe wie viele Meter das bedeutet. „5mm pro Platte, 5cm – 10 Stück, 100 Stüch – ein halber Meter, also 200 auf einen Meter – Gesamtsumme und ein Bisschen abziehen: arggg, um die acht (8!(-9!)) laufende Meter Platten“, *lach*, „Neee, was soll ich damit“, dachte ich mir. Mal abgesehen was das Ganze wiegt und was für eine Schlepperei das werden würde.

Ein paar Minuten später sass ich mit meiner Frau S zusammen und erzählte von dem im warsten Sinne des Wortes „wahnsinnigen Schnäppchen“ – und was macht meine Liebe S – anstatt das sie mir zustimmt, dass es sich um Blödsinn handelt, sagt sie „Na dann musste aber schnell sein, da musste ja dann gleich anrufen!“ – und irgendwie hab ich mir das nicht zwei Mal sagen lassen. Das Geld hatte ich eh gerade in der Geldbörse und so rief ich dort an, „Ja, die Platten sind noch da, da kommt jemand heute Abend. Doch wer zu erst da ist, bekommt den Zuschlag“ … und zack … schon war ich unterwegs.

plattendach„Die Fahrt war schon das Abenteuer wert. Der einzige sonnige Tag in dieser Zeit. Die Strassen waren trocken und nach ein paar Kilometern Autobahn ging der Spass dann los. Die Strassen wurden immer kurviger und schmaler. Ein Dorf nach dem Anderen liess ich hinter mir, bis nur noch vereinzelnde Höfe und Häuser am Strassenrand waren … und irgendwann gab es dann: „Sie haben das Ziel erreicht.“ Auch wenn der erste Blick nicht viel versprechend war klappte die Kommunikationsaufnahme auch gepflasterte Auffahrt und Klingel sehr gut. Die Kisten mit den Scheiben waren im Nachbargebäude untergebracht. Sah alles nicht sehr dolle aus und es stellte sich auch ziemlich schnell heraus, dass es sich hier um Flohmarktgänger handelte, die keinen Bock mehr hatten diese vielen Platten immer hin und her zu schleppen. ich glaube es waren um die 14 Kisten, die kaum alleine zu schleppen waren so wie es aussah. Mir wurde etwas Mulmig, denn es war eben keine schöne, liebevoll zusammengestellte Sammlung, sondern eben gesamthaft etwas schmuddelich und sicherlich kein Stück „wohl sortiert“ – wie man so schön sagt.

„Aber was solls“ dachte ich, „dann ist das eben der Fehler deines Lebens, dann hauste eben 125,- Euro in den Sand“ .. und so fing ich an die Kisten mit jeweils ca. 150 Scheiben zu schleppen. Jede von ihnen wog sicherlich 25-30kg. Die meissten Kisten trugen wir zu Zweit, ansonsten wäre ich wahrscheinlich schon dort hinter dem nebengebäude umgefallen. Die Kisten mussten da bleiben und so stapelte ich einen Plattenstapel nach dem anderen im Wagen um am Ende einen voll beladenen Kombi zu haben, in dem nur noch Plaz für mich war.

Auf dem Rückweg dachte ich immer nur: „Der Fehler deines Lebens! So ein Blödsinn. Jetzt entsorgst Du den Müll für die und zahlst da auch noch für.“ … Naja, drei bis fünf Platten hatte ich schon gesehen, die schienen mir zu gefallen – mal unabhängig davon ob sie denn noch brauchbar sind. Zwischendurch unerlaubte Kommunikation mit der Frau S und immer wieder kehrendes „Ohh, mein Gott!“.

plattenautoZu hause angekommen kam meine Liebste dann sofort runter zum Auto. Als sie den vollen Wagen sah, konnte sie sich ein Lachen nicht verkneifen. Auch ich war langsam so weit über die ganze Sache lachen zu können und so war es doch ein heiden Spass als wir versuchten den Kofferraum zu öffnen ohne das uns zu viele Platten entgegen kamen – ein aussichtsloses Unterfangen! *lach* „Wenn das eben mein Fehler des Lebens ist, dann sei es drum – da gibt es Schlimmeres“

Lass uns hier gleich aussortieren, dann müssen wir nicht so viel hoch schleppen“, war meine Idee. Es dauerte 2-4 Minuten bevor wir wirklich anfingen, denn die Menge erschlug uns jedes mal wenn wir eine Platte in die Hand nahmen .. das schaffen wir nie bevor der Tag sich dem Ende neigt, selbst das einmalige Durchgucken würde Stunden in Anspruch nehmen. Tja, so war es dann auch. Trotz unserer wirklich Schnell-Entscheidungen dauerte es bis in die Dunkelheit. Dann waren wir tatsächlich 1x durch und hatten „Kompletten Müll“ Aussortiert – natürlich nur das, was wir für kompletten Müll hielten, aber egal – irgendwie mussten wir uns „rantasten“. Ich dachte ja, da fliegen mindestens 50% raus, doch weit gefehlt: Vielleicht 25% wurden von uns aussortiert und landeten vorerst auf dem Dach des Wagens. Zwischenzeitlich hatte ich wirklich Angst, dass dieser unter der last zusammenknickt, aber auch das funktionierte wunderbar.

plattensortierenUnd man mag es kaum glauben. Schon bei diesem ersten Durchsehen fanden wir so viele alte Erinnerungen, Lacher und verwunderliches das sich diese Tour schon zum zweiten Mal gelohnt hatte. Das Geld hatte sich schon für diese 3 Stunden rund ums Auto stehen gelohnt ;-). Andere geben so viel ja für zwei Mitgliedschaften im Fitnessclub aus. Wir beide hatten wirklich bannig viel Spass und gleichzeitig natürlich auch Krafttraining. Mal ganz davon abgesehen, dass wir endlich mal vernünftig mit dem „Dackel-Nachbarn“ ins Gespräch kamen und zwischen uns nun endlich „das Eis“ gebrochen ist. Und zusätzlich war dann tatsächlich schon auf dem ersten Blick doch nicht so viel Schrott dabei wie gedacht. Nur viele doppelte, das wurde schnell klar – aber was solls, da wird dann ja wohl wenigstens Eine dabei sein, die sich noch abspielen lässt.

Noch am gleichen Abend versuchten wir dann die Platten in Stapeln zu 10-15kg nach oben zu tragen, doch irgendwann gaben wir auf. Wir konnten einfach nicht mehr und mussten noch ca 400-500 Platten im Auto zurücklassen. „Die Armen, … die ganze Nacht im kalten Wagen.“ – Man merkte schnell, die Plattenliebe begann sofort! Die zuvor als Stiefkinder aussortierten und auf dem Dach gelagerten Entsorgungsscheiben landeten hingegegen lieblos im Kofferraum und füllte diesen auch komplett; man kann ja nun wirklich nicht alle Liebhaben ;)

Am nächsten Tag machte sich Frau S daran die Platten in der Wohnung zu sortieren, „wenigstens Buchstabenstapel“ sagte sie, und so sortierte sie fleissig immer wieder – zwei Tage lang! Überall bildeten sich Stapel im Wohnzimmer. Ein Durchkommen war fast nicht mehr möglich. Während Frau S immer weiter wie ein Fleissbienchen sortierte überlegten ich mir, wie wir die ganzen Platten denn unterbringen wollen. Irgendwann kamen wir dann auf unsere „geliebten“ Expedia Regale vom nicht näher benannten Einrichtungshaus. Es folgte ein Lego-ähnliches Gespräch: „Ein Achter? neee, das langt niemals. Das müssen mindestens Zwei sein.“ Na, man hört ja auf seine Frau und so wurde nur ein Achter gekooft – langte natürlich nicht und so kam einen Tag später das zweiter 8ter-Regal ;)

Die Liebste hat jede Platte ca. 4x (vier mal!) angefasst: Erst das grobe Sortieren nach Buchstaben, dann zwischendurch wischen der Plattenhuellen, sortieren nach Alphabet – und zwar genau! Nicht nur nach dem Anfangsbuchstaben! Dann noch mal Reihenfolge umsortieren (von Hinten nach vorne, damit sie im Regal von links nach rechts richtig stehen) und dann noch aussortieren der doppelten Alben, und extra Sortierung von Filmmusik, Sampler und ueber 250 Kinderhörspielplatten! Ich gebe es zu: Ich hätte niemals diesen Fleiss an den Tag legen können, die wären noch monatelang unsortiert gewesen, wäre da nicht diese grandiose Frau, die mich nicht nur solch verrückte Ideen durchführen lässt, sondern auch noch dicke mitspielt!

plattenanalogeckeVier Tage später war es dann geschafft. Alle Platten waren in den Regalen verstaut, schätzungsweise 1500 Scheiben von der Liebsten nach Alphabet sortiert! Der Hammer! Dazu zusätzlich die Kinderplatten, diese sind im Büro untergekommen. Wir hatten uns geeinigt, dass es zu Schade ist diese wegzuschmeissen – auch wenn die wohl nicht so häufig gehört werden … ausser mal ne TKKG oder so ;)

Natürlich brach beim Platten sortieren „nebenbei“ dann auch Panik aus: „Wir haben keinen Plattenspieler!“ *lach*

Ich nutzte somit zügig einen Termin in HH um danach zu einem Gebraucht-Hifi-Laden zu fahren. Ich hatte mir kurzfristig Einen im Internet ausgeguckt, bei dem die Leute wohl ganz zufrieden waren. Also hin da und mal gucken dachte ich. Ein büschn hatte ich mir ja schon Angelesen. Der Kerl im Laden krempelte mich dann aber mal kurzer Hand völlig um ;-): „Ne, gebraucht bräuchte ich da nix – ausser ich wäre so’n Schrauber, wenn ich das Ding aber nutzen will usw, dann hätte er da auch was Neues.“ Ich schluckte dann gleich, weil ich mir im Kopf einen satten Preis ausmalte – war aber nicht so schlimm und so ging ich nach über einer Stunde mit zwei Neugeräten wieder raus: Einen Plattendreher und einen Phono Vorverstärker, damit ich das Ganze an meine Aktivlautsprecher zu hause anschliessen kann. Insgesamt haben die beiden Teile weniger gekostet, als ich es mir für gute Gebrauchtgeräte im Kopf hatte. Und da mich der Verkäufer auch ermutigte, das Ganze vorerst an meinen Aktivlautsprechern zu versuchen ersparte ich mir vorerst auch die Anschaffung eines neuen Verstärkers und entsprechender Lautsprecher.

Und recht hatte er: Mit den vorhandenen Lautsprechern klingt alles super. Man hört zwar schnell, dass es sich nicht um Standlautsprecher handelt, doch das war ja vorher klar. Vorerst alles perfekto. Während der Platten-Sortier-Tage konnte ich mich dann um Regalaufbau, Verkabelung usw kümmern. Auch den kleinen Nachteil von Dielenfussboden in Zusammenhang mit einem Plattenspieler konnte ich schnell beheben: Nach der Idee von Frau S landete der Plattendreher auf einem Regal an der Wand. Kurz über dem „Hifiregal“ angebracht sieht es so aus, als ob der Plattendreher direkt darauf steht – tut er aber nicht, und so kann man auch direkt vor dem Plattenspieler tanzen ohne das sich die Nadel davon beeindrucken lässt!

Nun sass ich heute Abend das erste Mal in unserer neuen Analog-Hifiecke ;). So mit Genuss eine Platte raussuchen, die Platte mit der liebevoll zusammengemixten Reinigungstinktur auf dem Plattenteller reinigen, die Nadel auf die Platte und dann schnell aufs Sofa ;) Macht Spass – und scheinbar nicht nur mir, sondern auch der Liebsten!

Faszinierend: Von Gar-nix-mehr-mit-Platten-zu-tun-hab zu 1500-Stueck-Plattensammlung innerhalb von wenigen Stunden – oder bis zur gut sortierten Sammlung in vier Tagen ;-)))

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Das Entsorgen eines ganzen Kofferraumes voll mit Platten kostet uebrigens 10,- Euro ;-) Aber egal, wir waren sie los und 1500 relativ gute Platten für 135,- Euro is ja wohl nix. Nur eines weiss ich echt noch nicht: Wer schleppt die beim nächsten Umzug die diversen Zentner wieder runter ?! *lach* … als MP3 wuerde das alles auf einen USB Stick gehen .. das wäre leichter …. aber bei weitem nicht so liebevoll!