Das Gebaeude.

Der Fahrstuhl haelt an und oeffnet seine Tuer. Gedankenverlohren stuerze ich aus ihm raus und gruesse den Unbekannten der im selben Moment in den Fahrstuhl einsteigt nur beilaeufig und versuche mich schnellstmoeglich zu orientieren. Wieder mal das falsche Stockwerk erwischt. Ich sollte bei Fahrstuhlfahrten mehr auf das Stockwerk achten wenn eine Person zusteigen moechte. Leider kann ich diesen Gedanken aus Zeitgruenden nicht wahrnehmen und husche schon zur Treppe und fuehle wie mich die Planlosigkeit durch das Gebaeude traegt. Bevor ich die Treppenstufen hinauf schnaufen kann hoere ich eine bekannte Stimme aus dem Treppenhaus und beuge mich ueber das Gelaender hinueber um meine Erinnerung gegen die Realitaet abzugleichen. Ein kurzes „Moin“ meinerseits fuehrt dazu, dass sich die Frau im Treppenhaus sofort von ihrem Gespraechspartner losreisst und ueber die Treppen hastig hoch zu mir in meine Arme stolpert. Die Reise geht weiter durch die so bekannten Gaenge, die am heutigen Tag wie unbekannte Roehren wirken. An manchen Arbeitswaben mache ich halt und wechsel freundliche Worte und erhasche Erstaunen. An einem Buero mache ich halt und klopfe an. Ich werde hereingerufen und sehe eine Person am Schreibtisch. Ein kurzes Aufblicken vom Monitor, gepaart mit einem Begruessungsnicken ihrerseits und wieder wandert der Blick konzentriert auf den Bildschirm. Ich stand nun dort und wartete auf den Moment indem ich erkannt werden wuerde, denn eines war nach diesem kurzen Blick klar: Die Person nahm nur wahr, dass jemand in Ihr Buero gekommen war – nicht aber wer. Keine Sekunde spaeter kam der Kontrollblick und die Konzentriertheit wich einem grossen Erstaunen und schlug dann in schallende Freude ueber. Diese wurde von sofortigem Aufspringen unterstuetzt und setzte sich in weiterem Dauerlaecheln fort und wurde zusaetzlich von Unglaubwuerdigkeit verstaerkt die mir mein Gegenueber immer wieder durch Laechelndes Kopfschuetteln zu verstehen gab.
Einige Minuten spaeter kam der wohl erwartete Kollege herein und blieb stumm an der Buerotuer stehen. Selbst meine freudige Begruessung konnte ihm kein Wort entreissen. Die Sprachlosigkeit wandelte sich nur sehr langsam mit einem begleitenden Laecheln zu den ueblichen Scherzen und Gespraechen die ich noch so gut von ihm kannte.

Ein Blick rueber zu o2. Aufgenommen im Juli 2007.

An allen Ecken gab es Haendeschuetteln, freudige Gesichter oder ein lautes Rufen weit durch den Gang. Ueberall blieb ich stehen und versuchte mich nicht jedesmal komplett im Gespraech und somit in der Zeit zu verlieren. Ich zog weiter durch die Gaenge und die Zeit suaste wie im Rausch an mir vorbei. „Wir kennen uns noch nicht“, sagte ich. – Mein Gegenueber zeigte auf zwei kleine Plakate auf dem mir mein Konterfei mit aufgerissenem Jacket und Hemd entgegen grinste, „Bist du nicht der Sven hier?!“. Nun hatte auch mich das Erstaunen erreicht! Erst ab diesem Moment entdeckte ich in den Gaengen und in manchen Bueros immer wieder die alten Plakate die den Norden ueber alles priesen. Ich war allgegenwärtig schien es mir – die Dinger hingen ueberall!
In einem Buero arbeiten vier Personen konzentriert und schon vor dem Eintreten trug man mir zu, dass man dort ziemlich beschaeftigt sei und sicherlich keine Zeit haette. Ich trete in besagtes Buero ein und sorge fuer eine sofortige Umdisposition des Programms. Nach dem in die Arme fallen kann ich mich auch dem einzigen Kollgen vorstellen der verdattert und still in der Ecke steht. Es scheint hier tatsaechlich Menschen zu geben die mich nicht kennen.

Beim Kaffeetrinken sitzen wir an unserem Tisch. Hier sitzen wir immer denke ich bei mir und keine Faser meines Koerpers kann wahrnehmen, dass ich das letzte mal vor 355 Tagen in diesem Gebaude war. Ich sitze mit Freunden lachend und strahlend zusammen, wie immer.

Beim verlassen des Gebaeudes sagt jemand zu mir: „Schade, dass du heute da warst, ist ja leider fast keiner da den du kennst.“ …

Das Gebaeude.

Ein Gedanke zu „Das Gebaeude.“

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