Jungferntour GrüneWelle: Es ist heiss! (1/3)

Das neue Fahrrad kam ja im August 2019 währen des Chaos Camps in Mildenberg. Ich berichtete kurz danach auch von der ersten Testtour rund um Mildenberg.

Die Routen des ersten Abschnittes findest Du auf Komoot: Tag1, Tag2a, Tag2b und Tag3
Tag 1: 124 tolle Kilometer.

Nachdem Ende des Camps und sehr vielen Lastenfahrten dort ging es auf um das Rad endlich mal länger auf die Probe zu stellen: In einer guten Woche wollte ich über rund 800km nach Hause fahren. Das Auto war ja eh voll, da paßten die GrüneWelle und ich eh nicht rein … das war ja auch so geplant ;)

Grüner Wald passt perfekt zur GrünenWelle!

Also ab aufs fahrende Sofa und Dunkedeutschland genossen. Von wegen „dunkel“: Für mich absolutes Lieblingsrevier dort nordwestlich von Berlin. Super Radwege, manchmal Autobahn-mässig geteert und manches mal einfach wunderschön Feldweg-artig durch den Wald. Manchmal gibt es sogar Ersteres neben einem rottigen Feldweg für Autos.

Cooles Ding. Für Radler geteert, die Anderen bitte auf Schotter weiter!

Dazu prächtige Ruhe durch eine gewisse Infrastrukturlosigkeit und für mich sehr schönes Wetter was manches Mal zum Baden einlud. Gefühlt bin ich die ersten Tage auf dem fahrenden Sofa eh nur von Badestelle zu Badestelle gerollt *grins*

Immer wieder baden gehen.
Pro Tag fahre ich gute 100-120km mit E Unterstützung. Der Shimano E8000 wird die meiste Zeit auf 90 (% Unterstützung) und 30 (NM) gefahren, bei unschönen Untergründen auch mal gerne 150/40. Wenn es dann bergauf geht auch mal volle Power 300/70. Das Nutzungsverhältnis ist schätzungsweise (65%, 30%, 5%). 

Auf den Touren unterhalte ich mich ja gerne mal am Wegesrand mit Freunden. Meistens sind es Kühe, manchmal Pferde oder Esel, doch dieses mal hielt ich einen langen Plausch mit einem Fuchs. Nen büschn überheblich war er ja, der Fuchs. Guckte mich die ganze Zeit nur an, war also eher nen Monolog als Unterhaltung. Da sind Kühe echt gesprächiger ;) Trotzdem tolles Erlebnis, wie immer wenn man beim Radfahren irgendwie die Natur etwas näher erleben darf. Bin da immer etwas von den Leuten verwirrt, die einfach gestreßt-aussehend weiterfahren, wenn man ihnen zu verstehen geben will, daß man da gerade was schönes sehen kann. Ich freu mich immer, wenn irgendwo wer steht, der gerade nen Hirsch oder was anderes entdeckt hat, und mich als Fahrradfahrer drauf hinweist, so das ich auch einen Moment verweilen kann. Für sowas hatte ich ja selbst auch in meiner gestreßten Radfahrzeit immer Zeit ;)

Begegnung mit dem Fuchs. Er hatte scheinbar nix gestohlen.

Der erste Tag endete auf einem Campingplatz irgendwo. Schien dort Wochen nicht mehr geregnet zu haben, denn der Untergrund dort bestand tatsächlich nur aus Kies und ganz wenig Sand/Bewuchs. Natürlich wurde der Abend mit einem ausgiebigen Bad im See gefeiert und mit einem ausgiebigen Mahl vom Grill beendet. Feiner Tag.

Ohne Lustiges Taschenbuch geht nix. Steak am Abend.
Systemgewicht sind ca 160kg: 40kg Rad, 20kg Gepäck und 100kg der liebe Fahrer. Ein Akku reicht bei Normaltemperatur für ca 40-50km. Ich habe auf der Tour drei Akkus a 504Wh dabei. Längste Strecke ohne Akku nachladen waren auf dieser Tour 134km.
Tag 2: Ca 113km feinste Erlebnisse inkl fehlender Fähre.

Der zweite Tag geht genauso weiter: Radeln über Feldwege und tolle Fahrradstraßen. Badestellen nutzen viel Natur genießen. Zwischendurch auch mal alte Gemäuer anschauen und sich kurz über die Auswüchse des Kapitalismus wundern. Ich bin ja eh der Meinung, das Glauben die wahrhaftige Pest des Miteinanders ist, doch den einen Glauben in einer Kirche durch den anderen Glauben – das Geld – zu ersetzen, schlägt schon sämtlichen rumliegenden Fässern den Boden aus.

Klar: Turm ab, Sparkasse rein – dann doch lieber ne Holzwerkstatt bitteschön.

Ein riesen Vorteil der GrünenWelle ist ja das es wirklich eine Wonne ist sich auch nach vielen zurückgelegten Kilometern wieder aufs Rad zu setzen. Früher war das nicht so, da tat beim aufsteigen immer irgend ein Knochen weh und so vermied ich es auch viele Pausen zu machen. Leiber „eben“ Durchfahren, Absteigen, Essen und dann schlafen gehen, war die Devise. Auf dieser Tour merkte ich noch die Zuckungen an schönen Stellen vorbei

Kann nicht schöner sein.

zu fahren, erwischte mich aber immer häufiger dabei vielleicht sogar wieder umzukehren, wenn ich das Zucken nicht rechtzeitig überwinden konnte ;-) Durch das Liegerad halte ich einfach mehr an und das ist sehr schön. Nicht nur zum Baden (auch das hätte ich früher sicherlich nicht so ausgiebig gemacht) sondern auch mal um einen Weinberg und Aussichtsturm zu besteigen oder einfach mal um in einem kleinen laden einkaufen zu gehen. Ich muß noch üben, aber das Radfahren wird für mich wahrhaftig entspannter.

Treppensteigen, nicht so das Geliebteste beim Radfahren ;)
Dafür gibt es dann Ausblick, ok – auch nur grün und blau ;)

Aus diesem Grund probiere ich auch immer mehr aus und so fahre ich an diesem Tag irgendwann vom Elbdeichradweg runter und radel über die Deichvorwiesen zur Elbe um Baden zu gehen. Auf dem Rückweg darf ich lernen: Schräg nen Deich hoch, is nicht! Das gibt nur Ärger. Wenn es direkt hoch (also im 90 Grad Winkel zur Deichkrone) nicht geht, dann doch lieber schieben.

Schräg is nich, da schläft die GrüneWelle gleich ein.

Ich mache meinen ersten doppelten Rittberger und überschlage mich. Schon komisch mit dem 60kg Teil irgendwie wie ne Schildkröte auf dem Rücken zu liegen. Ist ja nicht wie beim normalen Rad das man irgendwie durch die Fliehkraft davonfliegt. Hier hänge ich einfach mit den Klickies in den Pedalen am Rad fest und führe die Rolle den Deich runter gemeinsam mit dem Rad durch. Durch das Gepäck auf dem Rasen eher eine sanfte Rolle, schön ist jedoch etwas anderes. Diagnostizierter Schaden: Lampenhalter vorne abgebrochen, wird kurzerhand mit Kabelbindern vorerst gerichtet.

Irgendwie bin ich drunter raus gekommen ;-)
Stärkung für den Abend koofen.

Was an diesem Tag aber wirklich gemein ist, ist nicht die Rolle rückwärts: Ein paar Kilometer später wollte ich über die Elbe mit einer Fähre übersetzen um zum Campingplatz zu kommen. Doch da müßte ich Schwimmen, die Fähre wurde vor Jahren eingestellt (na danke ;) und so machte ich mich weiter in eine Richtung in die ich gar nicht wollte. Und klar, genau auf dieser neuen Strecke geht plötzlich die Welt unter. Zumindest scheint es so. Da sitze ich auf dem Rad und denke bei mir: „Oh, da kommt ne Re..“ und schon schüttet es aus Kübeln und gewittert was das Zeug hält. So schnell hab ich selbst auf der Beberich kein Gewitter anrollen sehen! Ich sehe mich tatsächlich genötigt unter einem Busch Unterschlupf zu suchen. Lange halte ich es da aber nicht aus und fahre in voller Klamotte weiter. Unterwegs muß ich Abgebrochenen Bäumen und den Räumtrupps der Feuerwehr ausweichen. Irgendwie schaffe ich es aus dem Gewitter und Regen herauszukommen und habe es die letzten Kilometer entweder im Nacken oder Seitlich. Zumindest fühle ich mich angespornt noch mal in die Pedale zu treten um nicht wieder rein zugeraten.

Im Unterholz versteckt.

Auf dem Campingplatz schaut mich der Betreiber komisch an und fragt wo ich denn herkomme und überhaupt vor habe in solch Kleidung? Ich erklärte ihm den Weltuntergang und er schaut mich vollkommen verwirrt an, schwenkt seinen Kopf dann aber zur Seite und ruft: „Schatzi, hier is einer der sagt 5km von hier hätte das Geregnet, und zwar stark!“. Schatzi kommt sofort her geeilt und guckt doppelt so ungläubig wie er: „Regen? Wo? Hier hat es seit Wochen nicht mehr geregnet … ach .. Regen, … das wäre schön“. Ggf hab ich ja echt nur geträumt vom Unwetter. Richtig Fotos habe ich davon ja auch nicht …. aber das Rad sieht irgendwie aus wie Sau …

Die Stromhechelei ist das einzig nervige welches bleibt. 

Doch ohne einen kleinen Funken Unterstützung will ich das voll beladene Rad echt nicht bewegen müssen. Voll beladen ist es unter anderem aber ja gerade wegen Akku und Co ;-) 

Zwei Ladegeräte, 3er Steckdose und CE Adapter schleppe ich mit um Abends ggf mal nen Stromkasten zur GrüneWelleStromZentrale umbauen zu können.

Der nächste Tag geht weiter dem Fluss entlang. Teilweise kann ich auf dem Deich fahren, erkenne aber früh das heute irgendwie der Wurm drin ist.

Schafe 1 – Sven 0

Erst verliere ich einen Kampf mit den Schafen – die gucken mich nur lieb an und ich darf wieder umdrehen. Zwar versuche ich die Schafe unen im Deichwiesenvorland zu umfahren, das klappt aber auch nicht.

Schön, aber am Ende nicht Zielführend.
Auf kleine blaue Schilder reagiere ich nicht so ;)

Nach ein paar Kilometern Umweg wieder am Deich angekommen und ein kleines „DurchfahrtVerboten“ Schild ignoriert, treffe ich auch ein paar Menschen die sehr streng schauen und mich gleich wieder zurückschickten. Sie meinten das vorhin wohl ernst mit dem Kampfmittelräumdienst -grrr- wieder den nächsten Umweg und iiiiiirgendwann darf ich dann auch auf einer Fähre die Elbe queren.

Es geht weiter durch Sand und Flur, kurze Pause hinter einem Waldarbeiterfahrzeug und dann eine rasante Schotterabfahrt durch einen Wald. Ich gehe hart in die Bremsen: Kunst am Wegesrand, muss ich mir doch mal anschauen.

Sand. Auch auf drei Spuren nur mit voll E zu geniessen.
Ganz fein durch den Wald.

Als ich nach dieser Bremsung weiter will, geht nix mehr. Kein E Unterstützung mehr. Der Motor beliebt aus und das Display wird nach dem Einschalten sofort wieder dunkel …

Joa, die Holzfiguren stehen da im Wald, jau, ich jetzt auch.

*örgs*

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